Sparen auf dem Rücken der Saisonkräfte im Botanischen Garten – geht’s noch?

Im letzten Jahr sah es noch so aus, als könnte es nach Jahren der Unsicherheit endlich eine gute Lösung für die Saisonkräfte ab 2019 geben. Der „alte“ Personalrat hatte die Lösung erarbeitet, für die Saisonkräfte im Garten sah es gut aus. Der Personalrat hatte für die meist von April bis November beschäftigten Saisonkräfte im Garten vorgeschlagen und mit der Dienststellenleitung verhandelt, dass die schon seit Jahren prekär Beschäftigten endlich unbefristete Arbeitsverträge über 88% Arbeitszeit bekommen – und dafür 10 Monate Vollzeit arbeiten und 2 Monate im Winter freigestellt sind. Mit dieser Variante wäre eine auskömmliche Lösung für die Saisonkräfte geschaffen worden.

Am 22.2.2019 stellte die Freie Universität Berlin die Saisonkräfte nun vor die Wahl zwischen Pest und Cholera und das obwohl genug Arbeit vorhanden ist. Die Freie Universität vergibt schon wieder Tätigkeiten fremd, die die Saisonkräfte erledigen könnten. Das widerspricht dem Koalitionsvertrag von R2G, der Tarifflucht durch Outsourcing in öffentlichen Einrichtungen unterbinden sollte.

Die Saisonbeschäftigten erhielten ein Schreiben in dem sie ankreuzen sollen, wie ihr künftiges Arbeitsverhältnis aussehen soll:

  • Ich bin mit einer unbefristeten Einstellung als Gartenarbeiter/in ab dem 01.04.2019 mit einer Arbeitszeit von 67 Prozent der regelmäßigen vollen wöchentlichen Arbeitszeit (derzeit 39,40 Stunden) und der Erbringung der Arbeitsleistung von April bis November eines Jahres mit 100 Prozent der Arbeitszeit bei vollem Entgelt sowie einer Freistellung ohne Entgelt von Dezember eines Jahres bis März des Folgejahres einverstanden.
  • Ich bin mit einer befristeten Einstellung als Saison-Gartenarbeiterin vom 01.04.2019 bis 30.11.2019 mit der vollen wöchentlichen Arbeitszeit (derzeit 39,40 Stunden) einverstanden.

Punkt 1 liest sich erstmal gut. Er beinhaltet die gewerkschaftliche Forderung einer unbefristeten Beschäftigung für die Saisonkräfte. Doch: Die Saisonkräfte sollen in den Monaten Dezember bis März trotz Festanstellung überhaupt keine Bezüge von der Freien Universität erhalten. Ihnen bleibt nur ein Antrag auf Hartz4 / ALG II; Arbeitslosengeld 1 bleibt ihnen verwehrt und massive finanzielle Schwierigkeiten sind vorprogrammiert. Unseres Wissens nach kann es sich nahezu kein Saisonbeschäftigter am Botanischen Garten finanziell leisten, Punkt 1 anzukreuzen.

Damit werden die Saisonkräfte gezwungen, Punkt 2 anzukreuzen, sich also selbst dafür aussprechen, dass sie künftig weiter befristet angestellt sind. Will die Freie Universität hier etwa gegenüber Gewerkschaft und Senat den Eindruck erwecken, dass ein unbefristetes Arbeitsverhältnis angeboten wurde, es aber von den Saisonbeschäftigten selbst abgelehnt wurde? Entscheiden sollen sich die Saisonbeschäftigten unter heftigem Zeitdruck. Die Gefahr hier liegt darin, dass keine verbindliche Zusage für eine auskömmliche Beschäftigung ab 2018 gibt. Eine Wahl zwischen Pest und Cholera also.

Sie könnten sich jetzt an den Personalrat wenden – aber!

Der frisch gewählte Personalrat der Zentraleinrichtung wurde erst nach den Saisonkräften und damit nicht rechtzeitig und völlig unzulänglich informiert, geschweige denn beteiligt. Dies macht die Beratung mit Entwicklung einer auskömmlichen Perspektive der Saisonkräfte zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich. Mitbestimmung sieht anders aus!

Freie Universität soll sofort investieren

Das Sparprogramm des Senats und der Freien Universität wurde über 10 Jahre auf dem Rücken der Saisonbeschäftigten ausgetragen. Es ist Zeit etwas an diese Saisonbeschäftigten zurück zu geben. Wir fordern deshalb mindestens eine sofortige Inkraftsetzung des Vorschlags des Personalrates von der Zentralen Universitätsverwaltung, die diese Lösung unseren Informationen nach für 2019 blockiert.

Den Saisonkräften raten wir, sich vor einer Entscheidung an den Personalrat zu wenden.

Außerdem: Die Freie Universität muss das fortwährende Outsourcing der Tätigkeiten der Saisonkräfte unverzüglich beenden. Hiermit ist beispielsweise gemeint:

  • Die Pflege der Schmuckgärten durch die Firma Hartmann
  • Die neue Vergabe des Winterdienstes an eine Fremdfirma
  • Umfängliche gartenarbeiterische Tätigkeiten an die Ziegner Stiftung wie die kürzliche Fremdvergabe der Dachrinnenreinigung!

Zur Geschichte hier.

 

1 Kommentar zu "Sparen auf dem Rücken der Saisonkräfte im Botanischen Garten – geht’s noch?"

  1. Unfassbar was sie mit den Beschäftigten vom Botanischen Garten machen & veranstalten. Sowas Muß umgehend in der Presse veröffentlicht werden und im RBB Fernsehen. Ihr werdet von Steuergeldern finanziert die jeder Bürger dieser Stadt zahlt und werdet gezwungen 4 Monate Hartz IV zu beziehen und als Saisonkräfte behandelt wie Dreck. Unglaubliches Verhalten eurer oberhäupter oder Indianern der FU.

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